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Fluch und Segen von Blockaden

„Es ist, als wenn da eine unüberwindbare Mauer vor mir ist. Als wenn ich in einem Hafenbecken herum schippere, das Wasser wird immer trüber, aber ich komme einfach nicht in die offene See.“ So beschreibt die 37-jährige Kölnerin Alicia bitter ihren Frust. Eigentlich ist alles in Ordnung in ihrem Leben. Sie hat einen Freund und verdient genügend Geld in ihrem Beruf für ein angenehmes Leben. Wäre da nicht diese innere Verzweiflung.

Sie hat schon alles versucht, sich die Verzweiflung schönzureden und kleinzumachen, hat die Mauer versucht zu überwinden und endlich rauszukommen aus dem düsteren Hafenbecken. Sie spürt, sie wird immer müder und mutloser. Jeder neue Aufrappler, jeder neue Angang kostet unglaublich viel Kraft.

Dann träumt sie. Sie träumt, die Mauern weichen beiseite, und sie ist auf dem großen weiten Meer. Mit einem kleinen Schiff. Mit einem gefühlt viel zu kleinen Schiff. Panik. Sie dreht um und fährt wieder in den sicheren Hafen. Mit klopfendem Herzen wacht sie auf. Und versteht.

Die Mauern sind nicht nur Hindernis, sie sind auch Schutz. Der eigene Lebensweg scheint plötzlich viel zu groß. Besser weiter in Vaters Fußstapfen gehen, besser sich klein machen wie die eigene Mutter. Gewohntes. Vertrautes. Sicherheit.

Bis der nächste lebendige Impuls kommt … Und damit die Wut auf sich selbst. – Hinzu kommt ein Gefühl der Sinnlosigkeit: „Wozu das alles?“

So gut wie alle Barrieren, die wir in unserem Leben haben, waren irgendwann einmal gut. Sie hatten den klaren Zweck, uns zu stabilisieren. Uns zu helfen. Mit zwei, drei, vier oder fünf Jahren treffen wir wichtige Entscheidungen für unser Leben. Oft sogar die allerwichtigsten.

Mit der Weisheit einer Zwei, Drei-, Vier- oder Fünfjährigen. Verblüffend, etwa 70 bis 80 % dieser Beschlüsse sind auch in unserem weiteren Leben gut für uns. Sie helfen uns voranzukommen, erfolgreich und gesund zu sein. Doch die übrigen 20 bis 30 % können uns sehr im Weg stehen.

Warum heben wir diese Beschlussmauern nicht einfach auf? Ganz einfach, weil wir vergessen haben, welchen hemmenden Beschluss wir als Kind gefasst haben. Auch wenn wir ihn nicht mehr wissen, er wirkt auch weiterhin. Untergründig. Z. B. meine Entscheidung als Dreijährige, mich klein zu machen, damit meine Mutter mich liebt. Mutterliebe ist für eine Dreijährige existentiell wichtig. Meistens wichtiger als alles andere, um zu überleben.

Eigentlich versuche ich mir mit meinem alten Beschluss also etwas sehr Gutes zu tun. Nur, dass es ab 26 Jahren nicht mehr gut für mich ist … Das weiß mein inneres Kind, die Dreijährige, die den Beschluss gefasst hat, jedoch nicht und beharrt darauf, auch weiterhin ALLES tun zu wollen, was meine Mutter will und mich kleinzumachen, auch dann, wenn die ursprüngliche Situation sich für mich als Erwachsene inzwischen vollständig geändert hat.

Was tun? Die alten Beschlüsse aufheben. Doch woher weiß ich, welche Entscheidungen ich getroffen habe? Drei Fragen und ein neuer Beschluss helfen.

1. Welcher Begriff führt in meine Neuorientierung?
Gute Vorbereitung für die Reise nach innen in die eigene Vergangenheit sind ein Block, ein Stift und die erste Frage, die ich aufschreibe: Was will ich wirklich im Leben? Dabei drücke ich die Reset-Punkte. Die linke Hand drückt 20 Mal auf die Thymusdrüse (da wo King Kong sich immer auf die Brust geklopft hat ;-), die rechte Hand drückt zart auf das dritte Auge in der Mitte über den Augenbrauen. Legen Sie dabei Ihre Zunge oben an den Gaumen. Und schon bald entsteht vor ihrem inneren Auge eine Zielformulierung. Oft ist es nur ein Wort wie beispielsweise „Ruhe“. Und verbunden damit auch gleich eine Idee, wie ich in diese Ruhe komme. Das schreibe ich auf, und das war es dann auch schon. Die Neuorientierung hat begonnen.

Im Falle von Alicia ging es nicht ganz so schnell, bei ihrem Ziel, ihren eigenen Lebensweg zu gehen, poppten sofort jede Menge heftige Widerstände, Bedenken oder Einwände gegen das praktische Umsetzen des neuen Ziels auf. Zeit um Frage Nr. 2 aufzuschreiben und alle Einwände, die sich einstellen:

2.) Was sind meine „Neins“ gegen das Ziel?
Wenn allein schon beim Formulieren des Ziels etwas heftig anfängt zu protestieren, dann herzlichen Glückwunsch, denn dann bin ich fast am Ziel! Die „Neins“ können wie bei Alicia alte Sätze sein, zum Beispiel: „Wenn ich meinen eigenen Lebensweg gehe, dann bin ich allein“, „dann mag mich keiner“ oder „das schaffe ich nie, weil ich zu klein dazu bin.“ Da meldet sich bei ihr direkt die Dreijährige mit all den Einwänden, die damals ihre Berechtigung hatten.

3.) Welche Lösungen finde ich für jedes meiner „Neins“?
Bei Alicia lauten ihre Lösungs-Sätze: „Meine Lebenserfahrung als Erwachsene zeigt mir, dass Menschen, die sich klein machen, von anderen als unbedeutend eingestuft werden. ‚Die Kleine halt …. „Wenn ich beschließe, ‚ich bin nicht nur erwachsen, ich fühle mich auch so‘. Wenn ich mir erlaube, auch innerlich zu wachsen, groß zu sein und das mit Selbstliebe verbinde, dann gibt es einen Menschen, der mich immer liebt. Und der bin ich! Und das strahle ich aus.“

Am wirksamsten für eine Lebensänderung ist ein „Wenn-Dann-Beschluss“. Ein gelungener Wenn-Dann-Beschluss lautet z. B.: „Wenn ich Angst habe zu versagen, dann beschließe ich, mich selbst zu lieben und zu achten und verhalte mich mir selbst und anderen gegenüber achtsam und liebevoll und erlaube, dass auch sie sich mir gegenüber achtsam und liebevoll verhalten und fühle mich dabei geliebt.“

4.) Der Wenn-Dann-Beschluss
Bei Alicia lautet er: „Wenn ich mich klein und ungeliebt fühle, dann gehe ich in mein Erwachsenen-Ich und liebe mich und bin für mich da.“ Und dazu noch ihr Wunschgefühl: „Dann fühle ich mich erwachsen und ganz bei mir selbst.“

Diese beiden Sätze schreibt sie auf, setzt noch das Datum und ihre Unterschrift dazu und legt den Beschluss an eine Stelle, wo immer mal wieder ihr Blick darauf fällt. Denn Achtung: „Wenn-Dann-Beschlüsse“ sind sehr wirksam und gelten das ganze Leben! Daher ist es so wichtig, nur das zu beschließen, wozu Sie voll und ganz stehen und das für eine sehr lange Zeit gelten soll. Eine guter Vorsatz ist, sie mir jedes Jahr neu zu meinem Geburtstag anzuschauen und eventuell neu zu formulieren, damit sie auch künftig für jede Lebensphase eine gute Unterstützung sind.

Zum Schluss nochmals reinspüren und sich vergewissern, dass alles so gut ist wie ich es beschlossen habe und die Lebensänderung kann kommen!

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